Skip to content

Beim Heidelberger Oberbürgermeister über die 100 klimaneutralen Städte nachgefragt

Karolina Eklöw Fri, 07 October 2022

Heidelberg ist eine einzigartige Stadt in Süddeutschland. Mit vielen Umweltpreisen ausgezeichnet, ist sie bekannt dafür, sich eifrig für den Klimaschutz einzusetzen. Als wäre dieser "Wow-Faktor" nicht schon genug, liegt die Stadt auch noch im Tal eines Gebirges, ist eingebettet in romantische Architektur und hat eine atemberaubende Geschichte. 

Im Alltag kümmern sich die Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung um Aktivitäten, die mit den Universitäten, den Schlössern und der Jugendkultur der Stadt zu tun haben. Und auch langfristig hat sich die Verwaltung einer großen Herausforderung gestellt.

Die Arbeit hat bereits begonnen. Heidelberg ist eine C40-Stadt und trat im Jahr 2022 der EU-Mission bei, bis 2030 eine der 100 klimaneutralen und intelligenten Städte zu werden. Wir haben uns mit Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner darüber unterhalten, was das für Heidelberg bedeutet.

 

Warum Heidelberg mitmacht

Die Teilnahme an der EU-Mission ist, kurz gesagt, eine große Chance. Für den Heidelberger Oberbürgermeister liegt der Grund für die Beteiligung an der Mission darin, dass dadurch die Rolle der Städte, die Bedeutung von Visionen und die Möglichkeit, in einem größeren Rahmen zu arbeiten, besser zur Geltung kommen können. 

  • Ein größerer Maßstab
    "Das Klima ist vernetzt. Deshalb können wir in einem größeren Maßstab und strategischer denken. Eines ist klar: Wir haben nur eine echte Chance, wenn wir zusammenarbeiten. Klimamaßnahmen können zwischen öffentlichem und privatem Sektor, auf globaler und regionaler Ebene getroffen werden. Ob im Konvent der Bürgermeister, bei den C40, den Vereinten Nationen oder in der Europäischen Union."


  • Eine gemeinsame Vision
    "Wir wollen sicherstellen, dass wir auf jede erdenkliche Weise zu der Vision für eine bessere Zukunft beitragen. Und eine gemeinsame Vision zu verfolgen, hat konkrete Vorteile. Sie hilft bei der Finanzierung – und damit bei der Umsetzung. Die Welt braucht eine klare Botschaft: Wir können unsere Ziele erreichen."


  • Die Städtekoalition
    "Wenn Städte höhere Ziele als nationale Standards anstreben, ist es nur natürlich, dass sie es sind, die in Europa den Weg vorgeben. Mit großer Genugtuung hat Heidelberg die Nachricht aufgenommen, dass sich die EU-Kommission bei diesem historischen Klimaprojekt auf die Städte konzentriert." 

 cv heidel-2

Die Herausforderungen

Der Bürgermeister sieht die Chancen positiv, aber es zeichnen sich dennoch Herausforderungen am Horizont ab. Die größten Probleme in allen Städten sind die Finanzierung und Vorschriften. Manchmal getrennt, manchmal in Kombination.

Die Bürokratie kann ein Hauptgrund dafür sein, dass sich Maßnahmen verlangsamen und an Dynamik verlieren. Bei manchen Projekten kann es Jahre dauern, bis sie in Gang kommen. Der Bürgermeister weist darauf hin, dass die Finanz- und Regulierungssysteme geändert werden müssen. Angesichts der schwierigen Lage, in der wir uns befinden, drängt er auf innovative Lösungen. Könnten Schlüsselprojekte von nicht-traditionellen Akteuren co-finanziert werden? Oder könnten Wind- und Solarenergie als Ausnahmen von bestimmten Regeln betrachtet werden? 

Im Jahr 2050 werden fast 85 % der EU-Bevölkerung in Städten leben. Beim Klima "geht es nur um die Städte". Aber letztendlich sind die Kommunen nicht die Regulierer. Deshalb brauchen sie die Unterstützung von Regulierungsbehörden und Finanzinstituten, fügt der Bürgermeister hinzu. Deshalb ist die EU-Mission äußerst wichtig. 

 

Die Chancen

Wenn erneuerbare Energien, Finanzen und Vorschriften zusammenarbeiten, kann das magisch sein, sagt der Bürgermeister. Er nennt Beispiele, in denen Länder "die rechtlichen Rahmenbedingungen wirklich gut hinbekommen haben". In Dänemark zum Beispiel "ist alles für Wärmenetze vorbereitet, die mit erneuerbaren Energien und Kreislaufwirtschaft betrieben werden. Das könnte auch im übrigen Europa geschehen."

Vor allem im Jahr 2022 haben die Europäer*innen ein tieferes Verständnis dafür entwickelt, wie abhängig wir von Energie – und voneinander – sind. Vor diesem Hintergrund sieht der Bürgermeister einen großen Schub in diesem Bereich voraus. 

Als sich die Stadt auf die Reise der EU-Mission zur Verwirklichung dieser ehrgeizigen Ziele begab, musste sie ihre Strategie gründlich überdenken. Sie beschloss, ihre Planung mit ClimateOS auf die nächste Ebene zu bringen. Auf diese Weise digitalisierte sie die gesamte Umstellung und machte sie offen zugänglich. So können nun alle Beteiligten in Echtzeit an einem Strang ziehen und nicht nur die Emissionen berechnen, sondern auch die Finanzdaten auswerten, um langfristig die besten Investitionsentscheidungen zu treffen.

 

Nächste Schritte

Die 112 Städte in ganz Europa werden auch als Experimentier- und Innovationszentren für andere Städte dienen, damit bis 2050 alle europäischen Städte klimaneutral werden können. Obwohl die EU-Mission ein langfristiges Projekt zu sein scheint, muss der Prozess bereits heute begonnen werden. Auf die Frage nach den nächsten Schritten hat der Heidelberger Oberbürgermeister eine klare Antwort. 

  • Kurstfristige Deadlines
    "Beginnen Sie mit klein- und mittelfristigen Maßnahmenzielen. Erstellen Sie einen Prioritätenplan. Konzentrieren Sie sich auf kurzfristige Entscheidungen und eine konkretere interne und externe Kommunikation über Maßnahmen."


  • Investieren Sie über den Tellerrand hinaus
    "Nicht jedes Projekt oder jede Investition, mit der Sie Ihre Emissionen senken können, muss beispielsweise innerhalb der Stadtgrenzen stattfinden. Für grüne Energie könnten Sie stattdessen das Gemeindegebiet für die lokale Landwirtschaft nutzen. Denken Sie über den Tellerrand hinaus. Sie könnten zum Beispiel Ihre Energieinvestitionen auslagern und trotzdem Zugang zur Versorgung haben."


  • Interaktion mit Bürger*innen
    "Durch die Veröffentlichung einer Visualisierung des Klimaaktionsplans in ClimateOS können sich die Akteur*innen der Stadt auf den gleichen Stand bringen und die gemeinsamen Prioritäten in Heidelberg gestalten. Der Dialog mit Bürger*innen und Akteur*innen ist der Schlüssel zur Klimaneutralität einer Stadt."

Wenn der Oberbürgermeister auf die Vorbildfunktion Heidelbergs im Klimaschutz eingeht, erwähnt er die Hochschulen der Stadt. Hier wird das Wissen gemacht. Und ohne Wissen und Innovation kommen wir im Klimaschutz nicht weit. Das ist ein wichtiger Grund für die Entscheidung, mit ClimateOS zusammenzuarbeiten. Evidenzbasierte und gemeinsame Übersichten sind essenziell. 

Bei nur noch acht Jahren bis zu einem klimaneutralen Jahr 2030 dürfen wir keine Zeit verlieren. Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner weiß, dass es nicht einfach wird. Aber er ist überzeugt, dass wir es schaffen können, wenn wir in großen Dimensionen denken.

 

 

Want to keep up to date with the EU Cities? 
Follow this list of EU Mission Cities actors on Twitter.